Egal wie cool dein Job ist oder wie gern du mit deinen Kollegen zusammen arbeitest, irgendwann kommst du an einen Punkt, an dem alles nur nervt, an dem du einfach nur weg willst, kündigen, dein eigenes Ding machen. Nachdem wir uns letztes Jahr im September zu unserer Weltreise entschieden haben, hielt mich der Gedanke an die bevorstehende Kündigung oft genug bei Laune.
Wie oft wäre ich gern aufgestanden und hätte durchs Büro gerufen: „Mir doch egal, ich bin eh bald nicht mehr da!“, gefolgt von einem Abgang mit dramatischer Musik und weinenden Kollegen, die zurückbleiben? Aber nein, stattdessen nur Klappe halten und ruhig bleiben.
Der Chef muss ganz dringend irgendwas Langweiliges wissen, für das du gerade gar keine Zeit hast? Nur noch acht Monate, dann beantwortet jemand anders diese Fragen. Montagmorgen und der Wecker klingelt? Nur noch sieben Monate, dann klingelt er nie wieder. Freitagnachmittag und keine Lust mehr auf Zahlen und Daten? In sechs Monaten interessieren mich weder Wochentage noch Umsätze.
Ungefähr fünf Monate lang ging es so. Das Ziel lag zwar noch in weiter Ferne, aber ganz hinten am Horizont war es schon ein bisschen zu sehen. Erst war es nur ein kleines Geheimnis, das mich bei Laune hielt. Dann wurde der Kreis der eingeweihten Familienmitglieder und Freunde immer größer und schließlich war es soweit: Zeit zu kündigen. Eigentlich hätte ich das erst zwei Monate später machen müssen, aber ich wollte einfach Klarheit schaffen, offen über meine Pläne sprechen können und endlich mal Nägel mit Köpfen machen. Die Kündigung ist schließlich der erste große Schritt in Richtung Selbstbestimmung.
Am großen Tag, dem 21. Januar, waren dann aber all die Dinge, die mich monatelang bei Laune gehalten hatten, ganz weit weg. Stattdessen: Anspannung, feuchte Hände. Na klar, es war nicht meine erste Kündigung. Ich habe es schon immer so gehalten, dass ich selbst entschieden habe, wann Schluss ist mit einem Job. Aber es war das erste Mal, dass ich noch keinen neuen Arbeitsvertrag unterschrieben hatte und auch nicht vorhatte das zu tun.
Für das Gespräch mit meinem Chef hatte ich mir ziemlich genau überlegt, was ich sagen wollte. Von meiner ausgefeilten Rede über die Erfahrungen und Chancen, die ich mir von unserer Weltreise erhoffe, blieben dann aber noch genau zwei Sätze übrig: “Ich werde im Sommer auf Weltreise gehen… Und dann werde ich nicht mehr hier sein.” Wow, Anika, wie wortgewandt. Du solltest einen Blog schreiben!
Aber mal ehrlich. Freiwillig aus einer unbefristeten Festanstellung austreten? Einen Job aufgeben, den ich eigentlich gern mache? Die einzige Firma verlassen, in der ich nur mit Kollegen arbeite, die ich mag? Und wofür? Für ein Fahrrad und ein paar Taschen? Ein Leben ohne Kühlschrank und Waschmaschine? Bin ich denn eigentlich total bescheuert?
Nun ja, da kann man sicherlich geteilter Meinung sein. Die Entscheidung ist ja wohlüberlegt und vor allem auch nicht grundlos gefallen und ich bin auch echt froh, dass es jetzt so ist wie es ist. Dennoch fühlte sich dieser große Schritt erstmal einfach nur absurd an und es dauerte im Anschluss die intensivste Spinning-Stunde meines Lebens bis ich wieder einen meinem Alter angemessenen Blutdruck hatte.
Meine Kollegin aus dem HR hatte zuvor bereits mit ihrer unerwarteten Reaktion („Wie geil!“) ganz viel Druck aus der Situation genommen und auch meine anderen Kollegen haben in den folgenden Tagen einen Großteil dazu beigetragen, dass es mir nun sehr gut geht mit meiner Kündigung. Obwohl sie es wohl bedauern, dass ich nicht mehr da sein werde, haben sie mir von Anfang an mit ihrem Interesse und ihren teils praktischen, teils fragwürdigen Tipps (Ein Bierhelm? Wirklich?) ein gutes Gefühl gegeben.
Ich freue mich nach wie vor auf die Reise, bin froh, dass ich meine Vorfreude teilen kann und genug Zeit habe, mich auf den Abschied vorzubereiten. Und für die Millionen anderer Dinge, die noch zu tun und zu organisieren sind, bevor es endlich losgeht.
Liebe Anika, ostwärts nach westen wäre zwar nicht meine favorisierte Route gewesen, aber eins steht fest: Ein fantastischer (echt)Plan und ich glaube, dass Du außer Respekt vor Dir selbst und Freude über das Ungewisse keine allzu stressigen Vorreise Gefühle entwickeln soltest, denn jeder Moment, jeder Tag im Leben zählt, auch die Vorfreude Tage oder Monate können ab jetzt schöne Momente sein. Ich wünsche Dir noch viele „ich bin fast_frei Momente“.
Liebe Catalina,
vielen lieben Dank für diese schönen Worte. Ich werde in meinen (Fast-)Freimomenten ganz oft an dich denken.
Liebe Grüße